Da ich diesen Monat irgendwie nicht so fit war und mal wieder meine Mitte finden musste, habe ich mich herrlich mit sticken und slow sewing beschäftigt, mit Boro- und Sashikotechniken ausgelebt.
Zuerst eine alte aber geliebte Jeans wieder flott bekommen und dann mich an ein neues Teil gewagt. Stoffcollage bestickt. Danach war ich wieder angekommen und regeneriert. Herrlich.
Diese Technik nennt sich Boro. Damit ist "Flicken" gemeint. Hört sich aber viel besser an, finde ich. Ich habe ja von meiner Oma gelernt, dass man flickt, damit man etwas, was leider kaputt ist, weiter tragen kann und man vorerst nichts Neues kaufen muss. Deshalb muss auch das Geflickte so aussehen, als ob es nicht geflickt ist. Früher haben die Frauen da erstaunliche Fertigkeiten entwickelt. Es gab sogar sogenannte Kunststopferinnen.
Auch die Borotechnik ist eine Reparaturtechnik. Sie ist aus größter Not entstanden und war Mittel zum Zweck. Aber andererseits ist sie auch Zeugnis großer Kreativität, die aus dem Mangel entstanden ist. Dabei wird ein Teil immer wieder repariert, Ficken auf Flicken gelegt und mit Sashikostickerei befestigt. Das wurde früher bei Kleidungsstücken, Futons und Decken angewendet. Es war die Möglichkeit der armen japanischen Bevölkerung zu Kleidung zu kommen, da sie sich keine neuen und teuren Stoffe leisten konnten. Was früher aus der Not gemacht wurde, sieht heute sehr dekorativ aus. So wie bei meiner Jeans.
Hier habe ich auch mal mit der Nähma dazwischen gefunkt. Den Effekt finde ich ausgesprochen schön. Gerade die Kombination machts irgendwie.
Sashiko ist heute eine traditionelle japanische Stickkunst. Mich fasziniert die Ruhe, die von diesen Arbeiten ausgeht. Ursprünglich diente auch sie dazu, beschädigte und rissige Stoffe zu reparieren. Hierfür werden über dem Stoff mehrmals Vorstiche parallel zueinander gearbeitet, sodass der Stoff nicht weiter aufreißen kann. Aus dieser Technik wurde im Laufe der Zeit eine eigenständige Verzierungsform. Charakteristisch für Sashiko sind neben den Vorstichen die geometrischen Motive, die meist in Wiederholungen aufgestickt werden. Im Original sind die Stickereien ganz klassisch weiß auf blau gefärbten Grund gestickt, oder umgekehrt. Dazu gibt es spezielle Sashiko-Nadeln, Garne und Fingerhüte. Da die Sticktechnik eine andere ist. Auf Youtube kann man sich entsprechende Filme dazu anschauen. Faszinierend.
Hier habe ich mich eingestickt, und meine Handyhülle verziert.
Dann ging es weiter. Grundlage ist ein Leinenstoff mit einem Siebdruckmuster.
Darauf kommt eine Stoffcollage
anschließend die Garnauswahl
Im Endeffekt habe ich mich doch für Perlgarne in Weiß- und Naturtönen entschieden.
Mangels einer speziellen Sashiko-Nadel...., diese kommt ihr schon sehr nahe.
Und so sieht der Fingerhut aus. Er kommt auf den Mittelfinger und man schiebt dann den Stoff über die Nadel, die von der Platte weiter gedrückt wird. Wenn man den Dreh raus hat, macht es richtig viel Spaß und man kommt relativ schnell voran.
So weit bin ich gekommen, aber ich werde noch einige Lagen darüber sticken.
Noch mehr zu Japan gibt es heute bei Gabi zu sehen madewithbluemchen.at/stoffspielereien
Liebe Gabi, vielen Dank für das tolle Thema. Es hat wieder so viel Spaß gemacht.
Außerdem verlinkt bei Handgestickt-Linkparty von Gaby
Die Stoffspielereien
Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat werden die Links mit den neuen Werken gesammelt – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.Die nächsten Termine:
24.06.2018: „Rokoko“ bei Nahtzugabe
Juli & August: Sommerpause
30.09.2018: „Streifen“ bei 123-Nadelei
28.10.2018: „Seide“ bei Siebensachen
25.11.2018: (Thema noch nicht fix) bei Nähzimmerplaudereien
Dezember: Weihnachtspause
27.01.2019: (Thema noch nicht fix) bei Textile Werke
24.02.2019: „Farbverläufe“ bei Schnitt für Schnitt
31.03.2019: „Geometrie“ bei Feuerwerk by Kaze
Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien findet Ihr bei „Siebensachen zum Selbermachen“. Meine Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.







