Sonntag, 26. März 2017

Shibori - Stoffspielerei im März



Shibori ist das Thema der Stoffspielereien im März. Karen von Feuerwerk by KAZE hat es vorgeschlagen und sammelt heute die Beiträge dazu.

Shibori ist uns als ein traditionelles japanisches Reservierungsfärbeverfahren bekannt. In ähnlicher handwerklicher Ausführung findet sich diese textile Gestaltungstechnik aber auch in anderen Kulturkreisen unter folgenden Namen:

Adire                          Arika
Plangi Tritik                Indonesien, Malysia, Philippien, Mittel-/Südamerika, Asien
Bandhani Laharia     Tibet
Jiao Xie                      China
Bhanda                       Indien
Tie Dye                       In Englisch sprachigen Ländern
Abbindebatik             Deutschland


Das Wort Shibori kommt von dem japanischen Verb shiboru und bedeutet „wringen, pressen, drehen“ und erklärt auch schon den Arbeitsvorgang.

Bei der Shibori-Technik handelt es sich um eine Stoffmanipulation, bei der Teile des Trägermaterials reserviert werden, z. B. durch aufwendiges Abbinden, Falten oder Nähen. Durch den anschließenden Färbevorgang entstehen dann fließende Farbverläufe oder auch dreidimensionale Muster, Strukturen und Farbkontraste. Die Gestaltung in der Shibori-Technik ist ein Zusammenspiel von Planung und Zufall. Um ein gewünschtes Muster zu erhalten, ist eine sorgfältige Planung und Ausführung notwendig. Trotzdem kann das Ergebnis nicht präzise vorhergeplant werden. Es gibt immer einen Überraschungseffekt. Das macht gerade den Reiz der Technik aus und verleiht dem Shibori-Prozess eine Art von Magie.

Shiboritechnik unterteilt sich in verschiedene Untertechniken:
-          Abbindetechniken
-          Stichtechniken
-          Falttechniken
-          Rohrwickeltechniken

Jede dieser Techniken unterteilt sich wieder in verschiedene Techniken, mit deren Hilfe man ganz bestimmte Effekte und Muster erzielen kann.

Bei der Abbindetechnik wird der Stoff mittels Garn, Wolle oder Draht abgebunden. Dabei spielt die Festigkeit und Häufigkeit des Abbindens für den späteren Effekt eine große Rolle, da je nachdem, ob mehr oder weniger Farbe den Stoff durchdringen kann.

In Japan hat man über die Jahrhunderte verschiedene Techniken für unterschiedliche Designmöglichkeiten ausgetestet. Die einfachste Methode, die viele sicherlich noch aus den 60ger und 70ger Jahren kennen ist die einfache Ringabbindetechnik, dass sogenannte ne-maki shibori. Bei uns als Batiktechnik bekannt. Dabei werden unterschiedliche große „Ringe“ abgebunden, die dann ungefärbte Ringe auf gefärbtem Untergrund ergeben. Entweder als Einzelelement oder in Gruppen arrangiert. Weitere Gestaltungsmöglichkeiten bieten Techniken, die spezielle Knoten einsetzen oder Hilfsmittel wie Bambusringe, Rohre oder Haken um ganz bestimmte Effekte und Ergebnisse, z. B. Punkte oder Ringe zu erzielen.

Heute will ich zwei verschiedene Techniken vorstellen: Kumo shibori und Arashi shibori

Kumo shibori ist eine Abbindetechnik bei der  der Trägerstoff mit Hilfe eines Shibori-Hakens abgebunden wird, um ein ganz bestimmtes Muster, das Spinnwebmuster zu erzielen.


Im Deutschen wird es mit Spinnweb-Shibori übersetzt und ist in Japan schon auf Zeichnungen aus dem 12. Jahrhundert dargestellt.




Um das Design umzusetzten, wird der Stoff mit einem wasserlöslichen Stift an den Stellen markiert, die abgebunden werden sollen.


Der Stoff sollte dicht gewebt sein, damit er nicht durch den Haken beschädigt wird. Der Shibori- Haken hat am Ende eine Öse, daran wird ein Kettgarn gebunden, das auf ein Holz gewickelt wird.

Der angefeuchtete Stoff wird nun von unten mit dem Zeigefinger hochgestülpt und vom Haken erfasst und in Falten gedreht. Der so geformte Stoff wird mit der linken Hand gehalten und mit der rechten Hand wickelt man das Kettgarn um die gefaltete Erhebung. Dies wiederholt man beliebig oft, wobei das Kettgarn direkt ohne zu verknoten zur nächsten Einheit weiter benutzt wird. Das habe ich dann ausprobiert, da ich diesen Shiborihaken schon mindestens 10 Jahre hier liegen habe, aber noch nie so wirklich benutzt habe. Ich tue mich ja schwer, mit Hilfsmitteln, die den direkten Kontakt zum Medium erschweren. Deshalb habe ich bisher auch immer ohne diesen Haken abgebunden. Aber durch das März-Thema der Stoffspielerei inspiriert, musste ich es doch noch einmal ausprobieren.




Der Shibori-Haken kann über die Gallerie Smend, Köln bezogen werden sowie diverse Fachliteratur dazu, z. B. „Shibori“ von Janice Gunner oder „Shibori“ von Yoshiko Iwamoto Wada, Mary Kellogg Rice, Jane Barton. Beide Bücher habe ich zuhause zu Rate gezogen.

Hier habe ich schon von der Arashi-Technik erzählt. Das ist die Rohrwickeltechnik. Dabei wird der Stoff diagonal auf PVC-Rohre gewickelt, mit Gummis fixiert und anschließend nach unten geschoben. Der Stoff faltet sich dadurch zusammen. Danach wird er in eine Tüte gepackt und mit Farbflüssigkeit übergossen. Dabei kann man verschiedene Farben mischen oder einfarbig färben. Durch das enge Zusammenschieben entsteht eine Reservierung, die eine strukturelle Färbung ermöglicht.



Beim ersten Durchgang hat die Farbe Fuchsia eine ziemliche rosa-Lastigkeit ergeben. Also wurde nochmal mit Blau überfärbt und diesmal der Stoff in die andere Richtung gewickelt.






Jetzt gefällt mir die Färbung und die Struktur sehr gut. Damit lässt sich weiterarbeiten.



Und da ich gerade so schön dabei war, wollte ich einen Stoff, den ich mit einer Falttechnik vor einiger Zeit gefärbt hatte nochmal weiter bearbeiten, da mir die Farbe nicht so gut gefallen hat. War mal wieder zu rosa.






Es sollen nur die Kanten in die Farbe getunkt werden.


Hier ist das gefaltete Paket schon mit Farbe aufgesaugt.





Naja, hier überzeugt mich das Ergebnis noch nicht so wirklich. ehrlich gesagt, sah es vorher besser aus. Da muss ich nochmal ran.

So und jetzt geht's rüber zu Karen, wo heute die Stoffspielereien zum Thema Shibori gesammelt werden. 

Liebe Karen, danke für das tolle Thema, das so vielseitig ist und so viel Neues zu entdecken und auszuprobieren anbietet.

Am 30. April 2017 lädt Suschna – Textile Geschichten zum Thema „Seltene Techniken“ ein.

Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat werden die Links mit den neuen Werken gesammelt – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.


Außerdem verlinkt bei:  So mach ich das

12 Kommentare:

  1. Die Rohrwickelei ist wunderschön- ich konnte mir das gar nicht vorstellen und freue mich nun sehr über Eure Ergebnisse! Danke auch für die Einführung und das Vorstellen des Hakens!
    Liebe Grüße
    Ines

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  2. Genau, das Muster nach dem zweimaligen Umwickeln des Rohres ist großartig. Auch bei den anderen Sachen ergeben sich gerade mit deinen zarten Farben so schöne Überlagerungen. Ich glaube wir müssen das Shiborithema nochmal im Sommer aufgreifen. :) Da gibt es so viel Potential!

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  3. Zwei Mal färben gibt interessante Ergebnisse und ein weites Feld für Experimente. Danke für die Anregung! LG Christa

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  4. Dein Rohrwickelergebnis ist sehr schön geworden, die Möglichkeiten sind toll, erst recht, wenn mit zwei Farben oder mehreren Arbietsgängen arbeitet.
    VG Karen

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  5. Am besten gefallen mir deine Arashi-Ergebnisse. Das zweifarbige Tuch ist toll. Könntest du davon ausgehen, dass die zweite Farbe die erste nicht überdeckt?
    LG
    Siebensachen

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    1. Ja. Ich habe beim 2. Färbedurchgang entgegengesetzt gewickelt,um diesen Effekt zu erzielen.LG Ute

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  6. Du hast alles sehr schön beschrieben und wenn ich nicht so viele andere Dinge zur Zeit hätte, würde ich hier zu gerne mit experimentiert haben! Das Muster der Rohrwickeltechnik gefällt mir sehr gut, besonders auch mit der gegenläufigen Färbung! Benutzt du auch Batikfarbe?
    Seltene Techniken... da muss ich doch mal schauen gehen!
    Liebe Grüße von Ulrike

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    1. Danke. Ich habe mit Proxion gefärbt.Schau mal hier http://textilewerke.blogspot.de/2016/11/ich-bin-noch-gar-nicht-fertig-mit.html.
      Da habe ich mit verschiedenen Farben experimentiert.
      LG Ute

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  7. Die unregelmäßigen Falten, die bei der Rohrwickeltechnik zustande kommen, gefallen mir ausnehmend gut! In den frühen 90ern haben wir mit Kindern am Ferienlager einfach T-Shirts rund abgebunden, das fand ich immer etwas öde und hat mir nie so richtig gut gefallen. Aber die japanische Vielfalt und Exaktheit der Techniken ist eine der Offenbarungen, für die die Stoffspielereien bei mir mit schöner Regelmäßigkeit sorgen. Bei Dir sehen die Farben so pastellig verwaschen aus: Woran liegt das, war das Absicht? lg, Gabi

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    1. Stimmt. Ich finde die Vielfalt, die die unterschiedlichen Färbetechniken bieten unheimlich spannend. Die pastelligen Farbtöne erzielt man, indem man nicht so viel Farbe nimmt bezogen auf das Stoffgewicht. Ich mische mir immer eine grössere Farbmenge von den Grundfarben zu Beginn einer Färbesaison an und verbrauche sie dann entsprechend über einen längeren Zeitraum. Wahrscheinlich lässt dann auch die Farbintensität mit der Zeit nach. LG Ute

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  8. Auch ich finde Deine Färbung mit den Röhren sehr spannend, zusätzlich die Färbung mit Versatz. Du hast sehr gut nachvollziehbar beschrieben, was den Reiz der Technik ausmacht. Während ich hier lese möchte ich am liebsten gleich wieder blau machen, ein paar Textilien habe ich schon parat. Auch ich mag keine komplizierten Hilfsmittel.
    LG Ute

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  9. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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